Wolfsburg als Favorit auf ein weiteres innenpolitisches Doppel

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Wolfsburg ist die Mannschaft, die es in Deutschland zu schlagen gilt. Essen ist die Mannschaft, die darauf aus ist, die beste Mannschaft des Landes daran zu hindern, ein weiteres heimisches Doppel zu besiegen. Aber es ist nicht immer einfach, den Status quo zu ändern.
Wenn die SGS Essen am Samstag im deutschen Pokalfinale gegen Wolfsburg spielt, kann man mit Sicherheit sagen, dass die Mannschaft in Grün und Weiß die Favoriten sind. Wolfsburg ist eine Mannschaft, die zum vierten Mal in Folge den Meistertitel holt und dem vierten heimischen Doppel in Folge hinterherjagt – eine Meisterleistung in Deutschland und eine der besten Mannschaften Europas mit einem Kader voller Stars.

Essen ist eine Mannschaft, die die meiste Zeit der letzten acht Jahre damit verbracht hat, in der 12-köpfigen deutschen Spitzenmannschaft Fünfter oder Sechster zu werden.

Cheftrainer Markus Högner, der nach zwei Jahren als Assistent in Wolfsburg als Cheftrainer zurückkehrte, braucht seiner Mannschaft nicht zu sagen, dass sie die Underdogs sind.

“Natürlich sind wir das”, sagte Högner gegenüber der DW. “In meinem ersten Einsatz als Essener Cheftrainer von 2010 bis 2016 haben wir einmal das Finale erreicht, 2014 war die Situation ähnlich. Damals war der FFC Frankfurt eine der besten Mannschaften Europas mit internationalen Spielern, und wir waren die Außenseiter. Im Vergleich zu damals (Anmerkung der Redaktion: Essen verlor mit 0:3) ist unsere Mannschaft reifer und stärker. Auch der Frauenfussball hat sich seitdem weiterentwickelt, und ich würde sagen, dass Wolfsburg etwas stärker ist als Frankfurt damals”.

Dominanz vs. Entwicklung

Essen sind nicht nur die Underdogs, sie sind der Sprungbrett-Klub. Zum Ende der Saison werden Lena Oberdorf (18), Marina Hegering (30) und Lea Schüller (22) den Verein verlassen. Oberdorf, eine der talentiertesten Nachwuchsspielerinnen Deutschlands, wechselt nach Wolfsburg, während Hegering und Schüller zum Tabellenzweiten Bayern München wechseln.

Die Mitte der Nahrungskette ist nie leicht zu erreichen, aber die Essener kennen ihre Position und sind stolz darauf, junge Spieler mit Potenzial zu fördern, auch wenn sie irgendwann den Verein verlassen. Finanziell können sie nicht mithalten. Je weiter man sich in der Tabelle nach unten bewegt, desto größer ist der Abstand.

“Es muss gesagt werden, dass der Abstand zwischen den ersten zwei oder drei und den anderen Bundesligavereinen größer geworden ist. Vor zwei, drei Jahren war es noch viel enger”, sagte Wolfsburger Sportdirektor Ralf Kellermann kürzlich in einem Interview mit der DW.

In dieser Saison hat Wolfsburg 20 von 22 Ligaspielen gewonnen, 93 Tore erzielt und nur acht Gegentore kassiert. Essen beendete die Saison mit 11 Siegen und neun Niederlagen und einer Tordifferenz von +2. Ein Erfolg, relativ gesehen, aber immer noch weltweit von der Mannschaft an der Spitze getrennt.

Dennoch möchte Kellermann betonen, dass Wolfsburg nicht jedes Jahr Starspieler im Freien aufstellen muss. “Stellen Sie sich vor, Sie wären 25 Jahre alt, ein europäischer Spitzenspieler, und Sie hätten die Wahl zwischen Barcelona, Paris St. Germain, Olympique Lyon, Chelsea, Arsenal, Manchester City, Bayern und Wolfsburg. Sie können sich leicht vorstellen, dass die wirtschaftliche Situation dieser anderen Vereine ganz anders sein wird als unsere, dass die Attraktivität dieser Vereine und Städte ganz anders ist”.

Essen bleibt hier

In Deutschland hat Wolfsburg jedoch die Nase vorn, nicht zuletzt dank der Unterstützung durch Volkswagen. Essen hat diese Unterstützung nicht, und sie sind ein anderer Verein. Essen bietet einen Ausgangspunkt, einen Ort, an dem man sich entwickeln kann. Sie befördern Spieler, nicht Trophäen.

Auf die Frage, ob er befürchtet, dass Essen, einer der traditionsreichsten Frauenfußballvereine Deutschlands, an der Spitze an die Macht des Geldes verlieren könnte, zeigte sich Högner trotzig.

“Ganz sicher nicht. Wir werden weiterhin ein wichtiger Teil der Bundesliga sein, weil wir einen großartigen Akademie-Ansatz haben. Ich bin davon überzeugt, dass sich junge Spieler in unserem Verein noch weiterentwickeln werden. Wir wissen aber, dass es schwieriger werden wird, weil immer mehr Männervereine den Sprung ins Frauenfussballstadion schaffen.

Es ist zweifellos spannend, dass Schalke eine Frauenmannschaft gründet, dass Borussia Dortmund das Gleiche tun könnte, dass der FFC Frankfurt mit der Eintracht Frankfurt fusioniert und dass Hertha Berlin Turbine Potsdam finanziell und sportlich unterstützt. Die deutschen Männerfussballvereine scheinen endlich aufzuwachen und zu begreifen, wie brillant der Frauenfussball ist – und wie entscheidend ihre Rolle sein kann, damit er weiter wachsen kann.